Die Heidekrautbahn

Im Dezember 1895 lädt der Niederbarnimer Landrat Wilhelm von Waldow 33 Gemeindevorsteher zur Aussprache  ein. Einziges Thema: der Bau einer Nebenbahn zwischen Nordbahn und Stettiner Bahn. Er erhält breite Zustimmung und am 20. Dezember 1889  beschließt der Kreis Niederbarnim die Mittel für den Bahnbau bereitzustellen und den Bau selbst durchzuführen. Dazu wird die "Reinickendorf- Liebenwalde-Groß-Schönebecker Eisenbahn-AG" gegründet. Dieser Name war dem Volke aber zukompliziert, also taufte der Volksmund sie alsbald liebevoll in "Heidekrautbahn" um.

Am 12. Februar 1900 unterschreibt  König Wilhelm von Preussen die vom Kreis Niederbarnim beantragte Konzessionsurkunde und Ende März desselben Jahres beginnt der Bau... und... bereits am 21. Mai 1901 wurde die Strecke zunächst für den Personenverkehr freigegeben und am 3. Juni des gleichen Jahres auch für den Güterverkehr.     *      1 Jahr, drei Monate: Donnerwetter, kollossale Leistung! ( In dieser Zeitspanne würde man ja heutzutage noch nicht einmal das "Eingangsbestätigungsschreiben" auf ein geplantes Bauvorhaben von der zuständigen Behörde erhalten haben ...grins)

Mit der Übernahme der Tegel - Friedrichsfelder Industriebahn im Jahre 1934 benannte sich die Gesellschaft in Niederbarnimer Eisenbahn AG um.

Zwischen Reinickendorf und Groß Schönebeck, über eine Strecke von 62 km pendelnd, hatte die Bahn ihr Zentrum und ihre Werkstätten in Basdorf. Allergrößter Beliebtheit erfreute sich die »Heidekrautbahn« bei Ausflüglern, die in die Schorfheide wollten. 

Unmittelbar hinter dem Startbahnhof Reinickendorf-Rosenthal, (welcher im Zuge des Mauer-Baus 1961 leider abgerissen wurde) lag der Bahnhof Schönholz, über den der Anschluß  an die Staatsbahn bis zum Stettiner Bahnhof (heute : Nordbahnhof) erfolgte.

Die ständig steigende Zahl der Reisenden, insbesondere der Erholungssuchenden, zwang den Betreiber zu einschneidenden Veränderungen im Zugbetrieb. Um den Personenverkehr zu optimieren, setzte man bereits 1934 zwei- und vierachsige Triebwagen ein und ab 1943 sogar einen fünfachsigen. Je nach Bedarf wurden an die Triebwagen dann Personenwagen angehängt. Zwischen 1950 und 1966 wurde die Heidekrautbahn mit Dampflokomotiven der Baureihe BR 64 und BR 93 teilweise im gemischten Personen- und Güterverkehr betrieben.