Im
August 1968 eröffnete die evangelische Apostel-Petrus-Gemeinde
im Märkischen Viertel ihr
Jugendfreizeitheim "Brücke“, welches sich in dem östlichen der zwei den
Wilhelmsruher Damm überspannenden Brückenbauwerken befand.
In
zwei angemieteten rund 240 m2 großen Räumen hatten hier Kinder und
Jugendliche täglich zwischen 15.00 und 22.00 Uhr die Möglichkeit
zur zwanglosen Gestaltung ihrer Freizeit. Hier konnten sie "kickern“,
Musik hören, Billard und andere Spiele spielen, sich
auch mit ihren Sorgen und Nöten an die verantwortlichen, von der Gemeinde
gestellten Sozialarbeiter wenden.
Diese Möglichkeit wurde gerne und zahlreich angenommen.
Jedoch: Fast einhundert Jugendliche, darunter zahlreiche aus gestörten Familien, kamen täglich und an den Wochenenden waren es meist noch mehr!
Für
persönliche Gespräche und gezielte pädagogische Einflußnahme blieb da trotz
großen Einsatz und viel Idealismus der kirchlichen Sozialarbeiter kaum Zeit, da
diese ausserdem auch noch in der Gemeindearbeit tätig waren.
Auch
Rocker
und sogenannte "Halbstarke" fanden sich ein. So kam es wie es kommen musste:
Diese gaben bald den Ton an, entluden ihre Agressionen in Schlägereien und zertrümmerten
oft die Einrichtung. Die nur zu berechtigten Wünsche der kirchlichen Mitarbeiter nach weiteren
Planstellen wurden nicht erfüllt. So
konnten sie schließlich nicht einmal mehr ein Mindestmass an
erforderliche Ordnung aufrecht erhalten.
Als
dann im September 1969
sich auch noch der Vermieter über Verwüstungen im Treppenhaus,
Belästigungen von Mitarbeitern des benachbarten Kinos sowie von Passanten
beklagte, beschloss der Kreiskirchenrat, die "Brücke" zum 1. Oktober 1969
zu schliessen, da er eine ordentliche Ausübung seiner Aufsichtspflicht nicht
mehr gewährleistet sah.
Nach
Protesten der Jugendlichen, die sich hier um eine ihrer wenigen Möglichkeiten
der Freizeitgestaltung gebracht sahen, übernahm das Bezirksamt durch einen Überlassungsvertrag
die "Brücke“ von der Kirche und überliess sie den Jugendlichen in
Selbstverwaltung. Fünf aus den
Reihen der protestierenden Jugendlichen gewählte
Vertreter, unterstützt von zwei Studenten der Pädagogischen Hochschule Berlin als Betreuer, übernahmen die
Leitung. - Doch auch diese Konstruktion bewährte sich nicht lange: der grossen
Brutalität von etwa zehn bis zwölf Jugendlichen, die sich zu den eigentlichen
"Herrschern“ aufwarfen, erwiesen auch sie sich nicht gewachsen.
So
wurde im Februar 1970 die Jugendeinrichtung "Brücke“ endgültig geschlossen.